Aderlass
Zu Unrecht ist der Aderlass in der hochentwickelten Medizin in den Hintergrund getreten oder gar in Verruf gekommen.
Richtig ist, dass regelmäßiges Blutspenden von jeweils 500 ml alle drei Monate gesunden Männern ohne Bluteindickung nicht schadet, denn damit verlieren sie in einem Vierteljahr in etwa soviel Blut wie eine Frau im gebärfähigen Alter zwischen 15 und 50 J. mit den jeweils ca. 200 ml Blutverlust im Rahmen ihrer monatlichen Periode.
Richtig ist aber auch, dass die Schulmedizin bei einer erheblichen Bluteindickung, die bei Hämatokritwerten von über 50 % vorliegt und z. B. beim Asthma bronchiale auftritt, mit Aderlässen eine Hämodilution ("Blutverdünnung") herbeiführen möchte, um die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern und das Herz zu entlasten.
Diese "Blutverdünnung" hat nichts mit der Beeinflussung der "Blutgerinnung" durch "Blutverdünner" wie ASS, Marcumar® oder einer seiner Alternativen (Pradaxa®, Xarelto®, Eliquis® und Lixiana®) zu tun, sondern mit der Viskosität des Blutes = den Fließeigenschaften, also wie Milch oder wie Honig.
Da nun aber auch ernährungsbedingte oder iatrogene (= durch den Arzt verursacht), z. B. durch Testosterongabe, Erhöhungen des Hämatokritwertes auf Werte zwischen 45 und 50 % langfristig zu hohem Blutdruck und seinen Folgekrankheiten führt, sollten Erwachsene nicht einen Hämatokritwert von unter 50 % anstreben, wie dies die meisten Laborsoftwares als oberen Grenzwert des Normalbereiches ausweisen, sondern von unter 45 %.
Gelingt dies nicht mit einer eiweißarmen Kost (siehe Eiweißspeicherkrankheiten) und /oder Reduktion der Testosteronsubstitution und/oder weist der Patient eine Kontraindikation zum Blutspenden auf wie z. B. nach Krebserkrankung oder Alter über 67 J., so führe ich bei "Vollblütern", die man oft schon an der roten Gesichtsfarbe erkennt, regelmäßige Aderlässe von jeweils 200 ml durch, bis der Zielwert von unter 45 % erreicht ist. Dies bedeutet nicht selten monatliche Aderlässe über Monate bis Jahre.
Subjektiv fühlen sich die Patienten unmittelbar nach den Aderlässen im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert, objektiv sinkt langfristig der Blutdruck und manche primären Hypertoniker (siehe Bluthochdruck) können ihre Blutdrucksenker im Laufe der Zeit reduzieren, wenige sogar absetzen.
Da im Falle der Aderlässe das wertvolle Blut jedoch verworfen wird sollten die Plethoriker (= Vollblüter) ihr Blut zum Blutspendedienst tragen, da es dort als Blutspende abgenommen wird und anderen Patienten helfen kann.